Keyboard lernen für Anfänger

Yacine Khorchi
Yacine Khorchi

Co-Founder | Klavierlehrer

Letzte Aktualisierung: 05.07.2023

In diesem Artikel stellen wir euch das Keyboard vor und geben euch einen Einblick, wie es ist, Keyboard zu lernen. 

Definition: Was ist ein Keyboard genau?

Im alltäglichen Sprachgebrauch verbergen sich hinter dem Begriff „Keyboard“ zahlreiche, teils sehr unterschiedliche Tasteninstrumente mit ganz verschiedenen Anwendungsbereichen. Hier meinen wir mit Keyboard ein elektronisches Tasteninstrument mit meist 61 leichtgängigen Tasten, verschiedenen Klangmöglichkeiten und einer Begleitautomatik. Die Unterschiede zwischen dem hier beschriebenen Keyboard und den anderen Instrumenten zeigen wir euch später auf, jetzt beginnen wir erstmal mit der Geschichte.

Historische Entwicklung des Keyboards

1900: Entwicklung elektronischer Tasteninstrumente

Angefangen hat die Entwicklung elektronischer Tasteninstrumente um das Jahr 1900 mit dem Telharmonium, auch Dynamophon genannt, das der Amerikaner Thaddeus Cahill erfand und baute. Dabei handelte es sich um gewaltige, orgelähnliche und komplexe Musikinstrumente, die durch Zahnradscheiben, Magnetspulen und Transformatoren unterschiedlich hohe Sinustöne erzeugen konnten. War der Prototyp mit 6 Tonnen noch vergleichsweise leicht, wog das zweite Modell unvorstellbare 200 Tonnen. Trotzdem transportierte man das dafür zerlegte Instrument auf Güterwaggons von Cahills Werkstatt in Holyoke Massachusetts nach New York. Dort wurde es in der Telharmonium Hall, Ecke 39. Straße und Broadway, wieder aufgebaut und Cahill versuchte, Konzerte über die städtischen Telefonleitungen zu übertragen. Nachdem die Musik aber auch in ganz regulären Telefonaten durch Übersprechen zu hören war und Störungen hervorrief, verwarf die Telefongesellschaft seine Idee. Mit der zunehmenden Verbreitung von Grammophonen und Radiostationen verlor die Öffentlichkeit bald das Interesse an dem Telharmonium. Cahill baute dadurch insgesamt zwar nur drei Exemplare, aber seine Erfindung inspirierte Instrumentenbauer nach ihm.

1934: Die Hammond-Orgel

Ganz ähnlich funktioniert nämlich die Klangerzeugung einer Hammond-Orgel, die um 1934 von Laurens Hammond nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Anders als das Telharmonium, von dem weder Tonaufnahmen vorhanden sind noch eines der drei gebauten Modelle selbst, ist die Hammondorgel nicht aus der Musikgeschichte wegzudenken. Als günstiger Ersatz für Kirchenorgeln gedacht, kam sie durch den vielfältigen Einsatz in der Gospel-, Jazz- und auch Rockmusik zu großer Beliebtheit, die bis heute andauert.

1978: Firma Roland präsentiert Rhythmusmaschinen mit Mikroprozessoren

Die Firma Roland präsentierte im Jahr 1978 die ersten Rhythmusmaschinen mit Mikroprozessoren, die Modelle CR-68 und CR-78. Das CR-78 konnte 14 Schlagzeugsounds abspielen und hatte 34 einprogrammierte Rhythmusmuster wie Disco, Rock, Walzer…, die mit einem Tastendruck abgerufen werden konnten.

1980: Yamaha und Casio bringen “Portable Keyboards” auf den Markt

Aufbauend auf diese Erfindungen veröffentlichten im Jahr 1980 die Firmen Yamaha und Casio unabhängig voneinander die ersten „Portable Keyboards“. Yamahas Modelle hießen PortaSound PS-1, PS-2 und PS-3, hatten 8 Klänge, eine kleine Tastatur und verfügten schon über eine Begleitautomatik. Casios erstes Instrument in diese Richtung hatte die Bezeichnung Casiotone 201 oder auch CT-201, trumpfte zwar mit 29 qualitativ guten Klängen auf, besaß aber keine Rhythmusfunktion. Mit Begleitautomatik erschien später im selben Jahr das Casiotone 301 oder CT-301. Noch heute findet man sowohl bei Yamaha als auch bei Casio Keyboards mit diesen Typbezeichnungen, die aber natürlich zahllose Verbesserungen erhalten haben und einen viel größeren Funktionsumfang bieten als die historischen Modelle.

1988: Neuer Qualitätsstandard durch Portable Keyboard der Firma Roland

Die Firma Roland setzte 1988 mit ihrem ersten Portable Keyboard unter dem Namen EM-20 einen neuen Qualitätsstandard. Sowohl der Klang der Instrumente als auch die Begleitfunktionen waren dank weiter entwickelter Möglichkeiten der Klangsynthese und verbesserten Samples zum damaligen Zeitpunkt weit vor der Konkurrenz. Auch diese Produktlinie gibt es bei Roland bis heute.

Keyboard oder Klavier lernen - was eignet sich für Anfänger besser?

Viele Anfänger fragen sich, ob man gleich mit einem Klavier anfangen sollte oder ob ein Keyboard genauso gut sein könnte. Oft kommen die vergleichsweise günstigen Keyboards als gut gemeintes Geschenk an einen neuen Besitzer ins Haus. Um zu entscheiden, welche Instrumentenart am passendsten für die eigenen Ansprüche ist, folgt hier ein kleiner Vergleich der verschiedenen Instrumente.

Klaviatur und Keyboardtastatur

Zuerst einmal sind Keyboards, Flügel, Digitalpianos und Klaviere Tasteninstrumente mit identisch angeordneten Tasten und ähnlicher Spielweise. Unterschiede findet man bei der Größe, Anzahl der Tasten und deren Beschaffenheit: Während aktuelle Digitalpianos versuchen, möglichst nah am Original die 88 Tasten mit Hammermechanik eines Flügels oder Klaviers nachzuahmen, verfügen Keyboards meist über 61 leichtgewichtete Tasten, die nur eine Feder als Widerstand besitzen. Dadurch sind Keyboardtasten zwar schneller und mit weniger Kraft zu spielen, verfügen aber nicht über die fein abgestuften Ausdrucksmöglichkeiten, die eine Klaviertastatur bietet. Eine wichtige Eigenschaft sollte aber jedes Keyboard aufweisen: Anschlagdynamik, das heißt je schneller/stärker man eine Taste drückt, umso lauter klingt der Ton.

Besonderheiten der zwei Tasteninstrumente

Da die Klänge im Keyboard elektronisch erzeugt werden, kann man oft mehrere hundert unterschiedliche Sounds über die Tastatur spielen: verschiedene Klaviere, E-Pianos, Orgel, Streich-, Blas- und Schlaginstrumente sind in den meisten Modellen einprogrammiert. Dazu kommen noch zahlreiche Rhythmusfunktionen und die Begleitautomatik, die eine Art Begleitband darstellt, welche in Echtzeit von den Tönen der linken Hand gesteuert wird.

Die meisten Keyboards bieten die Möglichkeit, einen Kopfhörer anzuschließen und so ungestört üben zu können. Dazu kommt, je nach Preiskategorie, noch die Möglichkeit, das Instrument über Bluetooth mit einem Tablet, Computer oder Smartphone zu verbinden und Lernprogramme zu nutzen oder Audiodaten an das Keyboard zu senden.

Didaktische und methodische Unterschiede

Keyboardunterricht hat eine leicht andere Gewichtung der Lerninhalte und vermittelt diese auch unterschiedlich. Die ersten Übungen für die rechte Hand unterscheiden sich im Vergleich zum klassischen Klavierunterricht kaum, da dieser Hand, unabhängig vom Instrument, meist die Melodie zugeordnet wird. Während im klassischen Klavierunterricht aber mehr Wert auf die Unabhängigkeit der Hände gelegt wird und der linken Hand mehr Einzeltöne abverlangt werden, hat diese im Keyboardunterricht eher die Aufgabe, dreistimmige Akkorde zu spielen und damit die Begleitautomatik zu steuern.  

Durch die Möglichkeiten der Begleitautomatik liegt beim Keyboardunterricht außerdem stärkerer Fokus auf rhythmisch genauem Spiel zum ablaufenden Playback. 

Je weiter fortgeschritten die Schüler*innen sind, umso individueller wird der Unterricht und dadurch gleicht sich das Lernen der beiden Instrumente immer mehr an, das heißt, auch am Klavier kann man zu Playbacks spielen und am Keyboard mit der linken Hand Unabhängigkeit üben.

Fazit und Vergleichstabelle Klavier vs. Keyboard


Keyboard

Klavier

Eigenschaften

Digitale Klangerzeugung 

Akustische Klangerzeugung

Platz

Weniger

Mehr

Kosten

Preiswert

In der Regel etwas teurer

Gewicht

Leicht

Schwer

Transportabel

Ja

Nein

Mit Kopfhörern spielbar

Ja

Nein

Tasten

Oft weniger Tasten, kann dem Spiel Grenzen setzen

88 Tasten

Klangmöglichkeiten & Begleitfunktionen

Ja

Nein

Tastenanschlag

Weniger differenziert möglich

Dynamischeres Spielgefühl 

Wartung

Wartungsfrei

Muss gestimmt werden

Keyboards sind eine eigenständige Instrumentengattung, auf denen man auch die Grundlagen der Klaviertechnik erlernen kann. Darüber hinaus bieten sie musikalische Möglichkeiten, die bei manchen Schülern motivationsfördernd sein können. Ein späterer Umstieg zum Klavier sollte, nach einer gewissen Umgewöhnungsphase, keine Probleme bereiten. Genauso kann man auf einem Klavier gelernte Inhalte auch auf ein Keyboard übertragen, die zusätzlichen elektronischen Möglichkeiten muss man natürlich neu erlernen.

Nur wenn du ganz sicher weißt, dass du größtenteils klassische Musikliteratur (Bach, Beethoven, Mozart, ...) spielen möchtest, ist ein akustisches Klavier auch schon für den Anfang die bessere Wahl, weil du so ohne Umwege die korrekte Spielweise des Instruments erlernen kannst.

Interessierst du dich aber für elektronische Möglichkeiten Musik zu machen, möchtest in einer Band spielen oder Klänge mit Synthesizern produzieren, wäre das Keyboard das passendere Instrument für dich.

Bist du noch unentschlossen wo deine musikalische Reise hingehen soll, kannst du frei entscheiden, welches Instrument dein Favorit ist. Beachte jedoch, dass wenn du zunächst anfängst Keyboard zu lernen, der spätere Umstieg auf ein Klavier sich anfangs schwierig gestalten kann. Eine interessante Variante könnte für dich ein Digitalpiano mit 88 Tasten und Hammermechanik sein, das aber auch die aus Keyboards bekannte Begleitautomatik und zahlreiche Klänge mitbringt. Mittlerweile bietet fast jeder bekannte Hersteller entsprechende Modelle in unterschiedlichen Preiskategorien an.

Ausrüstung - das brauchst Du zum Keyboard lernen

Ist deine Wahl auf ein Keyboard gefallen, solltest du noch ein paar nützliche Dinge ergänzen:

  • Eine Klavierbank oder Klavierhocker erlaubt dir, deine Sitzhöhe optimal einzustellen. Man findet sie in unterschiedlichsten Farben und Formen, wichtig ist die Verstellbarkeit (auch wichtig, falls mehrere Personen ein Instrument nutzen wollen) und eine nicht zu weiche Polsterung, die dich sonst in der eigenen Beweglichkeit hindern würde. 

  • Das Keyboard selbst kann man natürlich auch auf einem Tisch platzieren, meist empfiehlt sich aber ein spezieller Keyboardständer, durch den man die Höhe der Klaviatur einstellen kann. Außerdem kann man diesen zu Auftritten mitnehmen und platzsparend transportieren.

  • Zum ungestörten Üben benötigt man Kopfhörer, die es möglich machen, das eigene Spiel auf einem vernünftigen Lautstärkeniveau sehr präzise zu hören, ohne Störung durch die Umgebungsgeräusche. Gerade auch beim nächtlichen Üben ist die Umgebung (Familie, Mitbewohner*innen, Nachbarschaft…) wiederum dankbar, nicht alles davon mitzubekommen.

  • Um anspruchsvollere Stücke korrekt spielen zu können, benötigt man nach einiger Zeit noch ein Haltepedal, das über eine Buchse, meist auf der Rückseite des Instruments, angeschlossen wird. Wenn es an einem akustischen Klavier mit dem Fuß gedrückt wird, werden alle Dämpfer von den Saiten wegbewegt und alle Saiten können frei schwingen. Jegliche dann gespielten Töne klingen solange weiter, bis die Saite ausschwingt oder das Pedal losgelassen wird. In elektronischen Instrumenten wird diese Mechanik natürlich simuliert, das Ergebnis ist aber vergleichbar.

Keyboard lernen in der Praxis

Im jetzt folgenden Abschnitt lernst du, sehr komprimiert, die praktische Seite des Keyboard kennen. Dafür brauchst du fast keine Vorkenntnisse und kannst gleich loslegen.

Sitzhaltung und Fingertechnik am Keyboard

Setze dich gerade auf die Klavierbank, die Füße stehen flach auf dem Boden und die Knie sind unter der Tastatur, je nach Armlänge mehr oder weniger. Lasse dann deine Arme seitlich herabhängen und hebe deine entspannten und dadurch leicht gewölbten Hände hoch auf die Tastatur, bis deine Unterarme ungefähr waagerecht sind. Achte darauf, dass sich dein Rücken und die Schulterblätter nicht bewegen.

Rhythmische Vorübung

Da beim Keyboardspiel der rhythmische Aspekt schon von Anfang wichtig für das Zusammenspiel mit der Begleitautomatik ist, beginnen wir hier mit einer Einheit nur für den Rhythmus.

Unser Ziel ist es, ein Stück im 4/4-Takt zu spielen.

Dieses Symbol bedeutet, dass jeder Takt 4 Grundschläge als Viertelnoten beinhaltet. Da das Stück am Ende der Lektion nur zwei verschiedene Notenwerte verwendet, beschränken wir uns auch auf diese beiden. 

Beachte und befolge diese 3 Schritte für jedes Hörbeispiel:

  1. Nur Anhören, achte auf den einen Takt Vorzähler

  2. Zur Aufnahme klatschen

  3. Klatschen und laut zählen 1-2-3-4

Hier zuerst 2 Takte mit je 4 Viertelnoten.

Der nächste Notenwert, den wir kennenlernen, sind Halbe Noten.

Hier jetzt eine Kombination der beiden Notenarten.

Mit der rechten Hand Keyboard spielen

Die rechte Hand übernimmt in unserem Stück die Melodie und spielt dafür die Töne c - d - e - f - g. In der Grafik sieht man, welche Tasten auf dem Keyboard gedrückt werden müssen. Die Aufteilung der Finger ist hier folgendermaßen:

  • Daumen = 1. Finger = c

  • Zeigefinger = 2. Finger = d

  • Mittelfinger = 3. Finger = e

  • Ringfinger = 4. Finger = f

  • Kleiner Finger = 5. Finger = g

Mit der linken Hand Keyboard spielen

Die linke Hand hat in unserem Stück die Aufgabe, Akkorde zu spielen und damit die Begleitautomatik zu steuern. Akkorde bestehen meist aus drei Tönen, die gleichzeitig gespielt werden müssen. 

Für den Klang C-Dur brauchst du die Tasten g - c - e, die du mit dem kleinen Finger, dem Zeigefinger und dem Daumen anschlägst:

Für den Klang G-Dur brauchst du die Tasten g - h - d, die du mit dem kleinen Finger, dem Mittelfinger und dem Daumen anschlägst. Der kleine Finger ist wieder für das g zuständig, während die beiden oberen Töne jeweils eine Taste nach unten bzw. links wandern.

Hinweis: Viele Hersteller haben noch einfachere Systeme als Alternative zu den hier gezeigten Möglichkeiten, die Begleitautomatik zu steuern, die allerdings zum Teil pianistisch keinen Sinn ergeben und falsche Bewegungsmuster einschleifen. Wenn es dir irgendwie möglich ist, benutze die hier vorgestellte Art.

Mit beiden Händen Keyboard spielen

Und so sieht unser erstes Stück komplett aus:

Du siehst zwei Notenzeilen, die man von links nach rechts liest. Die Noten in und auf den Linien sind die Töne der rechten Hand, die Akkordsymbole oberhalb der Notenzeile zeigen, was die linke Hand spielen muss.

Schritt 1: Schalte dein Instrument ein. Normalerweise sollte die gesamte Tastatur einen Klang, zumeist Klavier, wiedergeben. Zum Üben brauchen wir erstmal diese Starteinstellung.

Schritt 2: Übe zuerst die rechte Hand. Die Melodie ist zur Orientierung sehr wichtig und deine Sinne können sich ohne weitere Ablenkung mit den Tönen vertraut machen. 

Schritt 3: Jetzt beginnt der technischere Teil deiner Aufgabe, und da es keine einheitlichen Regelungen der Funktionen für Keyboards gibt, brauchst du wahrscheinlich die Bedienungsanleitung zu deinem Instrument. 

Jedes Stück sollte in der passenden Geschwindigkeit gespielt werden. Ganz am Anfang der Noten wird das Tempo notiert als Viertelnote = 80. Das bedeutet, pro Minute kann man 80 Viertelnoten spielen. Stelle das eingebaute Metronom auf diesen Wert oder, um das Üben zu erleichtern, auf einen geringeren. Starte dann mit der sehr wahrscheinlich vorhandenen Start/Stop-Taste die Begleitautomatik, achte auf die Taktart 4/4 (das sollte eigentlich standardmäßig bei allen Keyboards so eingestellt sein) und spiele diese Akkorde mit der linken Hand dazu: 

  • 2 Takte C

  • 2 Takte G

  • 2 Takte C

  • 1 Takt G

  • 1 Takt C

Schritt 4: Wenn die Akkordwechsel gut funktionieren und du in Schritt 2 die rechte Hand fehlerfrei spielen konntest, kannst du jetzt die Melodie mit der rechten Hand zu der Begleitautomatik hinzufügen.

Diese Schritte lesen sich zwar recht zügig, in der Praxis kann es aber deutlich länger dauern, bis man sie am Instrument umsetzen kann. Sei geduldig und bald wirst du das Stück spielen können. Im nächsten Kapitel geben wir dir noch ein paar Tips zum Üben, damit du deine Zeit möglichst effektiv am Keyboard verbringen kannst.

Keyboard spielen lernen - 6 Tipps fürs Üben

  1. Unterscheide zwischen Spielen und Üben. Spielen bedeutet, eine gute Zeit am Instrument zu haben, bekanntes Repertoire zu wiederholen und sich in der Musik zu verlieren, ohne Selbstkritik oder die Suche nach Fehlern. Üben wiederum ist der kontinuierliche Prozess, durch Selbstevaluation und Handeln ein Verhalten oder eine Fähigkeit zu erhalten und zu verbessern.

  2. Gestalte deine Umgebung so, dass du möglichst unkompliziert an deinem Instrument üben kannst. Am besten ist dein Instrument jederzeit spielfertig und deine Noten griffbereit. Versuche alle Ablenkungen, z.B. Handy, TV, aus deiner Übezeit zu verbannen. Falls dich noch etwas anderes gedanklich beschäftigt, schreibe dir eine Notiz dazu für die Zeit nach dem Üben, so kannst du es währenddessen leichter vergessen.

  3. Setze dir Ziele. Dabei kannst du zwischen kurzfristigen („am Ende meiner Übeeinheit heute will ich die Takte 5-8 auf Seite 19 im Buch spielen können, einzeln, aber im richtigen Tempo“), mittelfristigen („Ende des Monats spiele ich das ganze Stück, Seite 19 und 20, Hände einzeln auf Tempo 70“) und langfristigen („In drei Monaten will ich das ganze Stück auf Tempo 130 mit beiden Händen spielen) Zielen unterscheiden und dann auch einzeln überprüfen, ob du sie erreicht hast.

  4. Führe ein Übetagebuch. Das kann man digital oder klassisch auf Papier anlegen, wichtig ist nur, dass man sich zu jeder Übezeit exakte Notizen macht, was man tatsächlich erreicht hat. Beispiel: 28.09.21, Song XY, Takte 9-13, Viertel = 55, Hände zusammen. So kannst du in deiner nächsten Einheit direkt da weitermachen, wo du aufgehört hast.

  5. Regelmäßiges und tägliches Üben: Jede Handlung und Fähigkeit verbessert sich umso mehr, je konsequenter man sie trainiert oder übt. Da die Konzentration meist aber nach 10 bis 15 Minuten schwindet, bietet es sich an, das gewünschte Übepensum auf mehrere kurze Blöcke über den Tag zu verteilen. 

  6. Aufnehmen: Durch das tägliche Üben kann es gut sein, dass man seinen Lernfortschritt nicht wahrnimmt. Dagegen hilft es, das eigene Spiel aufzunehmen, zum Beispiel mit der Aufnahmefunktion des Handy oder einer Videoaufnahme, manche Instrumente bieten sogar eine interne Möglichkeit dazu. Praktisch kann man wie folgt vorgehen: Das langfristige Ziel von oben war, ein komplettes Stück im richtigen Tempo mit beiden Händen zu können. Genau dieses versuchst du jetzt aber schon an Tag 1 zu spielen und nimmst dich dabei auf, mit allen Fehlern und Aussetzern, die dabei passieren. Versuche einfach, irgendwie durchzukommen. Diese Aufnahme hebst du auf und vergleichst sie mit einer neuen Aufnahme am Ende der 3 Monate. Du wirst merken, welche Fortschritte du in dieser Zeit gemacht hast, die dir währenddessen gar nicht so bewusst waren.




Ähnliche Beiträge