Jazz: Eine Geschichte von Freiheit

Yacine Khorchi
Yacine Khorchi

Gründer und Klavierlehrer

Letzte Aktualisierung: 18.06.2024

Geschichtlicher Hintergrund

Jazz – Ein Musikstil, der überwiegend von der Individualität, einem dynamischen Rhythmus und Improvisation lebt. 

Ursprung 

Die erste Jazzform, der sogenannte New Orleans Jazz, entwickelte sich vermeintlich um 1900 herum, wie der Name sagt, in New Orleans. Dieser war eine Symbiose aus Marschmusik und afrikanischen Klängen und war besonders von seinem Ausmaß an Improvisation geprägt. 

Ob die Geburtsstunde des Jazz tatsächlich, wie bisher grundsätzlich angenommen, hier eingeläutet wurde, ist heute nur noch schwierig nachvollziehbar, da der Jazz anfänglich ebenfalls in den überwiegend düsteren Kneipen und Armenvierteln der Afroamerikaner von Memphis, Chicago und New York musiziert wurde.

Unklar ist ebenfalls die Herkunft des Wortes. Erstmals wurde es „Jass“ geschrieben, was darauf hindeutet, dass es aus dem Slang stammt. Im Englischen bezeichnet Jazz mit seiner originalen Bezeichnung „synkopierte Musik“. Sehr wahrscheinlich erhielt die weltbekannte Musikrichtung ihre Bezeichnung aus den damals einflussreichen Rotlichtmilieus.

Was jedoch feststeht ist, dass trotz des europäischen Einflusses der Dance-Music, der Jazz eindeutig von den Afroamerikanern, die in den Südstaaten der USA heimisch waren, ins Leben gerufen wurde.

Entstehung des Jazz

Jazz ist eine Verschmelzung aus Blues und Ragtime, welche sowohl europäische als auch amerikanische Einflüsse aufweisen. Die Tanzmusik Ragtime entstand um 1870 herum ebenfalls in den USA und verfügt über eine fortwährende Synkopierung in der Melodiestimme. Ihm fehlte jedoch ein entscheidender Baustein des Jazz, und zwar die Improvisation

Der Blues ist ebenfalls eine Frühform des Jazz. So wie bei dem Blues, liegen seine eigentlichen Ursprünge in Feldliedern, Negro Spirituals und Gospels. Über die Jahre hinweg entfernten sich der Jazz und der Blues aufgrund ihrer Weiterentwicklung stilistisch voneinander und waren sich erst gegen Anfang der 1940-er Jahre erneut am ähnlichsten.

Der archaische Jazz

Ein weiterer Vorgänger des Jazz ist der sogenannte archaische Jazz, also die Marschmusik, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Südstaaten Amerikas entwickelte. Im direkten Vergleich zur späteren, verfeinerten Form klang die Marschmusik weniger wohlklingend als ihr ablösender Nachfolger. 

Eine Besonderheit an ihm war, dass er damals in gleichwertigem Ausmaß von hell- und dunkelhäutigen Musikern praktiziert wurde. Über die Jahre hinweg fand eine ständige Entfaltung des Jazz statt, wobei er sich innerhalb der Entwicklung seiner verschiedenen Stile von rund 120 Jahren immer wieder neu ausrichtete und verformte. 

Die Entfaltung des Jazz

Erste Anfänge

Die erste Jazzband ist die Dixieland Jazz Band, die von dem Kornettisten Buddy Bolden 1895 in New Orleans gegründet wurde. 1917 nahm diese die erste Jazzplatte jemals in New York auf. Der Entstehungsort ist für die nachträgliche Namensgebung dieser Musikform um 1930 verantwortlich.

Zunächst erklang der Jazz häufig aus den Kneipen und Bars eines Vergnügungsviertels in New Orleans namens Storyville. Nachdem aber diese Region aufgrund der dort tätigen Armee 1917 unzulänglich geworden war, wurde das Herz des Jazz nach Chicago verlegt. Von nun an folgten prominente Künstler wie der hoch angesehene Louis Armstrong dem Jazz und zogen fort nach Chicago, wo sie Arbeit fanden. Im Chicago Jazz wurden nach und nach die Solo Improvisation und der Einsatz des Saxophons in den Vordergrund gestellt.

Die Swing Ära

Nach seiner Glanzzeit in Chicago verlagerte sich der Jazz anschließend unter anderem nach New York. Hier wurde der Swing um 1930 herum ins Leben gerufen, welcher durch Arrangements dargestellt wurde, in welchen nur während der Solo Einlagen improvisiert werden durfte. Tänze wie Lindy Hop wurden zunehmend beliebter, sodass Swing zur populärsten Unterhaltungsmusik schlechthin mutierte. Zu dieser Zeit wurden zudem Bigbands formiert, die großen Erfolg erfuhren. Der erste Bigband Gründer war der Pianist Fletcher Henderson im Jahr 1922.

Die Verbreitung des Jazz

Zunächst fernab der Öffentlichkeit entstand der Bebop, für das “Bebop von Charlie Parker ein bekanntes Beispiel ist. Musiker mit innovativen Ideen trafen in den dunklen Gassen in den Ghettos Manhattans aufeinander und entwickelten diese Musikrichtung während der 1940-er Jahren. 

Durch die bisher ungewöhnlichen klanglichen Besonderheiten bat der Bebop regelrecht um Entfaltung. Ausgefeilte Verstimmungen und eine anspruchsvolle Spieltechnik waren nämlich sein unersetzbarer Bestandteil.

1950 - Von hier an entwickelte sich der Jazz in verschiedene Richtungen und sein Zentrum verlagerte sich nun nach Los Angeles. Sowohl vom Hardbop, auch als East Coast Jazz bezeichnet, als auch vom Cool Jazz, also West Coast Jazz, und vom Latin Jazz, können Jazz-Liebhaber nicht genug kriegen.

Third Stream

Gewissermaßen kehrte von nun an der Wunsch nach Klassik im Jazz ein, was man heute als „Third Stream“ bezeichnet. Die Idee beruft sich auf Gunther Schuller. Dabei sollte der wesentliche Wiedererkennungswert des Jazz an moderne Musik geknüpft werden, sodass sich daraus neue Variationen herausbilden, die der Gesellschaft schmeicheln. Jedoch sollte der Jazz nach Wunsch Schullers unter keinen Umständen Elemente der Klassik oder des Barocks, wie etwa Streichinstrumente, beinhalten. Nur subtile Hinweise auf die verwiesenen Stile, wie etwa die polyphone Struktur der Klassik, die im Westcoast Jazz auftaucht, gestattete er.

Die impressionistische Suite namens „Epitaph“ ist eine seinen Vorstellungen entsprechende Ansammlung von Stücken, welche nach Gunther Schullers Tod öffentlich wurde, nachdem er vielzählige Entwürfe anderer Künstler nicht befürwortete. So lehnte er beispielsweise Debussys Versuch, eine Fuge als Jazz Stück umzufunktionieren, ab.

Free Jazz - Eine Ära der Freiheit

Der sogenannte Free Jazz, dessen Ursprung in den goldenen 60-ern liegt, stimmt mit den sozialen Umständen überein, denn innerhalb dieses Zeitfensters herrschte durch rassenbezogene Aufruhr viel Chaos und Umbruch. 

Als Konglomerat verschiedenster Jazz-Stile lässt sich der Free Jazz nicht genauer kategorisieren oder in Schubladen stecken. Wie der Name schon sagt, ist er angetrieben, frei zu sein, eine Veränderung, eine Modernisierung, jedoch zugleich dasselbe wie zuvor, nur in vielfach variierter Komposition. Zugleich stellt dieser Zeitrahmen scheinbar widersprüchlich eine musikalische Entpolitisierung dar, in der der Klang der Stücke eher in den Vordergrund rückte.

Fusionen des Jazz

Über dem Blues und R&B entstand etwa 1970 der Rock. Aus diesem wiederum entstammt durch die Verschmelzung mit Jazz der sogenannte Jazzrock oder auch Fusion, welcher über Elemente aus dem Funk, wie beispielsweise die intensive Rhythmik, verfügt. Der Jazz Rock brachte später den Smooth Jazz hervor, ähnlich dem Pop Jazz .

Zu den modernsten Ausprägungen des Jazz gehört der Jazz-Rap, die Integration von Hip Hop in Jazz in den 1990ern. Durch Einbeziehung des Synthesizers gelangten der neuartige Acid Jazz und Nu Jazz in die Discos und brachten die Menge mit ihrem lässigen Beat zum Tanzen. Selbst der Swing wurde mit Hilfe von elektronischen Klängen erneut zum Leben erweckt und heißt deshalb wenig überraschend Electroswing.

Was in jeder Ausprägung des Jazz trotz der differenzierten Charakteristika von großer Relevanz war, war das entspannte Swing-Feeling, das die Musiker auf der Bühne ausleben sollten. 


Die Bedeutung des Jazz

Jazz ist nicht nur aufgrund der unterhaltenden und wohltuenden Wirkung oder der sich daraus entwickelnden Tänze bedeutsam, sondern auch durch seinen kulturellen Einfluss. Während des Apartheid Regimes und der Bürgerrechtsbewegungen, bot der Jazz den Betroffenen einen Rückzugsort. Er bot ihnen die Möglichkeit, ihren Schmerz und ihre Gedanken in Kunst zu verwandeln, um sie schließlich an andere weitergeben zu können.

Jazz galt besonders zu diesen Zeiten als ein Zeichen des Zusammenhalts, der Freiheit, des Friedens und der Solidarität.. Diese Musik postulierte Anerkennung, um Veränderungen zu schaffen. Zusätzlich informierte es die verbliebene Gesellschaft über die vorherrschenden Missstände - zumindest jene Personen, die nicht nur den rhythmischen Improvisationen, sondern ebenfalls dem Text lauschten.

Mit knapp 5 Millionen Hörern innerhalb Deutschlands findet der Jazz auch heute noch immer Resonanz. Das ist jedoch kein Vergleich zu den Glanzzeiten des Jazz, welche überwiegend zwischen 1920 und 1940 stattfanden. Sowohl die Zahl der Konzertbesuche, als auch die der veröffentlichten Schallplatten und weltberühmten Jazzmusiker hat insgesamt drastisch abgenommen. Nichtsdestotrotz schwindet die historische Wichtigkeit des Jazz dank seines politischen und musikalischen Einflusses nicht, welcher durch seine Entfaltung über Dekaden hinweg ersichtlich wird.

Nach dem Jazz nahmen ebenfalls weitere Musikrichtungen, wie etwa Rock und Hip Hop, eine Protesthaltung ein. Obgleich die politische Wirkung zu damaligen Zeiten vermutlich im Gegensatz zu der Darstellung der eigenen Gefühlswelt nicht an erster Stelle stand, ist sie rückblickend betrachtet für vielschichtige Fortschritte verantwortlich. 

Aufbau der Jazzmusik

Grundsätzlich basiert Jazz auf Improvisation, rhythmischer Synkopierung und einer besonderen Harmonie. Gängige Jazzformen sind insbesondere die AABA-Form, wobei der Schluss des ersten A-Teil wieder an den Anfang führt und der zweite A-Teil eine Überleitung zur Bridge darstellt, die sich nur am Ende von dem vorherigen unterscheidet. Gelegentlich wird einem Jazz Stück ebenfalls eine Coda angehängt. 

Der Jazz hat im Laufe der Zeit verschiedene Richtungen eingeschlagen, wobei sich unterschiedliche musikalische Parameter herausgebildet haben. Welche das sind, lernst du später kennen.

Zu den typischen Merkmalen des Jazz gehören zusammenfassend die folgenden:

Improvisation

Als eindeutig zentrales Narrativ des Jazz beruht dieser nicht lediglich auf Willkür, wie manchmal vereinfacht dargestellt wird. Improvisation verlangt dem Musiker ein ausgefeiltes Gefühl für die Musik und jegliche Tonart ab, ein präzises rhythmisches Taktgefühl, sowie ein grundsätzlich hohes Spiellevel. Trotz fehlender notierter Vorgaben, sollen sinnvolle und klanglich bereichernde Komponenten beigetragen werden. Damals wurden die Stücke nur auf Leadsheets festgehalten, auf denen Abkürzungen und Zeichen für Akkorde statt ausgeklügelten Fingersätze und präzise Abfolgen von begleitenden Stimmen standen.

Rhythmus und Swing Feeling

Der Rhythmus wird durch einen ständig begleitenden Walking Bass konstant gehalten. Dieser wird gleichmäßig, aber auch facettenreich und lebendig gestaltet. Dazu wird insbesondere ein gezupfter Kontrabass verwendet. Bei zwei aufeinanderfolgenden Achteln ergibt sich dieser schwingende Rhythmus dadurch, dass die erste Achtelnote länger gehalten und die zweite Achtelnote dadurch etwas verkürzt wird. Durch diese freie Spielweise entsteht trotz der variablen und immer leicht veränderten Begleitung ein fließendes Stück mit klarer Struktur. Es wird gesagt, dass der Rhythmus für den Pulsschlag der damaligen Sklaven steht, die nun frei gelassen wurden, sodass dieser nun frei schlagen kann.

Besetzung

Obwohl die Besetzung nicht festgelegt ist und von Stück zu Stück variiert, setzen sich Jazzbands in der Regel aus Instrumenten zusammen, die entweder die Melodie oder die Begleitung übernehmen. In den meisten Fällen übernimmt die Trompete bzw. der Gesang die führende Melodiestimme. Während die Harmonie Gruppe, bestehend aus Klavier oder Gitarre, für die übergeordnete Gestaltung und Struktur sorgt, gibt die Rhythmusgruppe, z. B. aus Schlagzeug und Kontrabass, den Rhythmus vor.

Klangfarbe

Durch Septakkorde und verminderte Akkorde werden die Klänge im Jazz erweitert und erklingen mit Spannung geladen. Dominantseptakkorde beispielsweise fordern förmlich eine Auflösung nach oben, was Spannung aufrechterhält, bis die Befreiung durch einen Dur-Dreiklang diese ablöst. Jedoch gibt es neben dem Dominantseptakkord außerdem Moll- und Dur Septakkorde, übermäßige und verminderte Septakkorde etc. Somit verfügt der Jazz über ständige Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Während die flexiblen Tonhöhen für eine weite Range auf der Tastatur sorgen, charakterisieren die ,,unsauberen" Töne  den Jazz maßgeblich. Zusätzlich verhelfen die rauen Stimmen einem schroffen Klang.

Persönlicher Ausdruck

Neben all den Parametern, die als charakteristisch gelten, ist die individuelle Ausdrucksweise im Jazz besonders relevant. Abhängig vom Künstler variiert natürlicher Weise der Text und Inhalt, der oftmals auf das Leben der jeweiligen Musiker abgestimmt ist. Ebenso der Stil, ob das Stück eher flott oder träge, pompös oder zurückhaltend und laid-back ist und selbstverständlich auch das eigene Verhältnis zur Harmonik. Während einige Künstler Harmonie vertonen möchten, sehnen sich andere nach Kontrasten und Aufruhr. Jedes Stück, sowie jede einzelne musikalische Darbietung ist einzigartig und niemals genauso spielbar wie das Mal zuvor.

Jazz Stile

Der Jazz hat im Laufe der Zeit, wie bereits erwähnt, verschiedene Strömungen hervorgebracht, darunter Ragtime, Swing, Bebop, Cool Jazz, Fusion und viele mehr. Welche musikalische Parameter sie aufweisen, erfährst du nun.

Ragtime (1890)

Als erster Stil der Jazzgeschichte spielt er selbstverständlich eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Jazz. Die Namensgebung stammt aus dem englischen Wort „ragged“, welches so viel wie „zerrissen“ bedeutet. Sehr typisch für den Ragtime war eine äußerst frei synkopierte Melodiestimme, die die Zeit förmlich auseinander riss. Diese wurde von einer einfachen Bassstimme im regelmäßigen Viervierteltakt, manchmal auch im Zweivierteltakt begleitet und war meistens ausnotiert. Die Bassstimme ersetzte quasi eine gesamte Rhythmusgruppe, die zum Beispiel aus Bass und Gitarre bestehen könnte.

New Orleans Jazz (1905) und Dixieland (1910)

Der entscheidende nächste Schritt in der Entwicklung, sowie ein wichtiges Erkennungsmerkmal aller weiteren Stile, war nun die ausgiebige Improvisation, die diese beiden neuen Jazz Arten mit sich brachten. Die rhythmische Basis bildeten nun die Begleitinstrumente Bass, Schlagzeug, Gitarre bzw. gelegentlich Banjo und Klavier. Aus den Kneipen Storyvilles erklangen regelmäßig die rauen und schroffen Schleiftöne des New Orleans Jazz, welche für den Ensemble-Stil typisch waren. Diese bildeten sich im Dixieland eher zurück. Statt ausdrucksvoller Vibrati und groben Tönen, wies er eher harmonische Melodien auf.

Chicago-Jazz (1919)

In dieser Zeit traten eher die solistischen Improvisationen in den Vordergrund, während im Vorgänger Stil, dem New Orleans Jazz, die Impros des Ensemble-Kollektivs eher vertreten waren. Die Rolle des Saxophonspiels wurde im Chicago Jazz nach und nach entscheidender, ebenso die verstärkte Akzentuierung der Zählzeiten 2 und 4. Die Musiker neigen nun dazu, immer lebendigere und kraftvollere Aufführungen von Improvisation darzubieten.


Swing (1926)

Swing stellt eine der populärsten Stilrichtungen des Jazz schlechthin dar. Aus dieser Musikrichtung bildete sich vor allem das „Swing-Feeling“ heraus, eine tanzbare Atmosphäre mit Hilfe von Lockerheit und dem Einsatz von Schlagzeug-Betonungen zu schaffen. Der Swing-Rhythmus bedeutet, die Betonung auf die Off-Beats zu verlagern. Auch in dieser Ära lag der Akzent auf den Solo-Improvisationen, auch wenn der Swing zumeist in Big Bands musiziert wurde. Die eingängigen Melodien des Swings trugen zu einem breiten Publikum bei.


Bebop (1940)

Schnelle Tempi, komplexe Harmonien und virtuose Improvisationen innerhalb eines geringen Besetzungsumfanges sind ganz klar die Wiedererkennungsmerkmale des Bebops. Wesentliche Elemente sind außerdem die Synkopierung und die ungewöhnlichen Betonungen, die für die Abkehr des Tanz-Aspekts sorgten. Nun galt es, die Aufmerksamkeit auf die individuelle künstlerische Ausdruckskraft der Musiker zu lenken, die über anspruchsvolle technische Fertigkeiten verfügten. Diese präsentierten sie zumeist im Rahmen eines Quintetts oder gar eines Quartetts. Die Kernbesetzung bestand aus einer Trompete, einem Saxophon, einem Kontrabass, Schlagzeug und Klavier.

Latin Jazz (1947)

Latin Jazz integrierte lateinamerikanische Rhythmen und Elemente in die Jazzmusik mit ein. Dazu zählten lateinamerikanische Perkussion Instrumente, wie Congas, Bongos und Maracas. Verschiedene Rhythmen erklingen gleichzeitig und formen eine komplexe und dynamische Klanglandschaft. Genreübergreifend tauchten nicht nur die traditionellen Merkmale des Jazz auf, sondern auch das „Montuno“, ein charakteristisches repetitives Harmonie Muster des Klaviers, das für Tanzbarkeit sorgt oder typisch lateinamerikanische Musikgenres, wie etwa Salsa, Mambo oder Cha-Cha-Cha.

Cool Jazz (1948)

Die beinahe angehauchten melodiösen Töne, welche dem entspannten Rhythmus gelassen hinterher tuckern, verhelfen der Gelassenheit des Cool Jazz. Die Virtuosität tritt klar in den Hintergrund. Der Klang der Bläser ist vibratolos und recht gedämpft, wobei der Beat vollkommen cool ist, sodass er für eine ausgelassene Stimmung sorgt. Die leichten und verschleppten Töne sind mit weit geschwungenen Melodiebögen versehen. Cool Jazz kühlte auf sanfte Weise alle vorherigen Musikrichtungen ab und war außerdem von einer gewissermaßen emotionalen Zurückhaltung beim Musizieren geprägt.

Hard Bop (1955)

Hard Bop ist ein Jazzstil, der bluesige Melodien, erweiterte Harmonien und oft intensivere Improvisationen im Vergleich zu seinen Vorgängern, wie dem Cool Jazz, aufführt. Hard Bop stimmt mit Elementen des Rhythm and Blues und Gospels überein, wobei er eher energetisch und emotional ist. Sein Grundrhythmus ist nach wie vor frei.

Free Jazz (1957)

Free Jazz zeichnet sich, wie der Name schon sagt, durch eine freie Spielweise aus. Dies beinhaltet sowohl improvisatorische Freiheit als auch unkonventionelle Rhythmen. Komplexe Harmonien und oft experimentelle Klangstrukturen zieren ihn ebenfalls. Es verzichtet oft auf traditionelle Jazz-Strukturen und ermutigt die Musiker, spontan und intuitiv zu agieren. Die unregelmäßigen Taktarten und ungewöhnlichen Kombinationen aus Tonhöhen und erweiterten Spieltechniken sollen eine offene Klanglandschaft bewerkstelligen, was zu einer vielfältigen und innovativen musikalischen Ausdrucksform führt.

Fusion Jazz (1960)

Fusion Jazz bzw. Jazz Rock ist eine Verschmelzung aus der improvisatorischen Kunst des Jazz und der Energie des Rocks, wobei die komplexen Harmonien und die Verwendung von elektronischen Instrumentation wie Synthesizern, charakteristischen Merkmale sind. Fusion Jazz Künstler experimentieren oft mit ungewöhnlichen Instrumentenkombinationen und Effekten, um einen innovativen und vielseitigen Sound zu schaffen. So wurden die E-Gitarre, E-Violine und das E-Piano neuerdings in die Musik inkludiert.

Smooth Jazz (1980)

Auch der Smooth Jazz vereint mehrere Musikgenres. Er bildet eine Brücke zwischen Blues, Soul, Jazz und Popmusik. Die Tendenz zu den anderen Musikrichtungen ist sogar so stark ausgeprägt, dass das Jazzelement sich eher zurückhält. Smooth Jazz zeichnet sich durch eine generell ruhige Atmosphäre aus entspannten, sanften Melodien und zarten Harmonien aus. Typisch ist eine Besetzung bestehend aus elektrischen Keyboards, sanften Gitarrenklängen, dezenter Percussion und dem gelegentlichen Einsatz von Blasinstrumenten. Es legt insgesamt besonderen Wert auf einen angenehmen und leicht zugänglichen Klang.

Bekannte Jazz Musiker

Buddy Bolden

Buddy Bolden ist 1877 geboren worden und gilt als der erste Jazzmusiker. Er schuf eine Verbindung zwischen Ragtime und Blues, die gröber und stärker rhythmisiert war als der vorherrschende New Orleans Jazz. Wann seine Band gegründet wurde, ist heute unklar, jedoch wird gemutmaßt, dass das um 1895 herum geschah. Leider gibt es keine auffindbaren musikalischen Aufnahmen mehr von ihm, ebenso wenig von seiner Band. Lediglich ein Portrait von ihm und ein einziges Bild ist von seiner Band noch erhalten geblieben.

Louis Daniel Armstrong

Der am 04.08.1901 in New Orleans geborene Louis Armstrong erfand den improvisierten Jazzgesang, als er inmitten eines Auftritts seine Notenblätter wegschmiss. Besonders innerhalb des Zeitraums zwischen 1930 und 1960 war er ein besonders beliebter Musiker. Sein Talent wurde erkannt, als er auf einem Dampfschiff unterhaltende Musik für seine Zuschauer spielte. Seine Stimme ist aufgrund der Tiefe mit einem hohen Wiedererkennungswert versehen, ebenso sein meisterhaftes Trompetenspiel, mit dem er seine Karriere in der Jazz-Branche begann.

Miles Davis

Der 1926 geborene US-amerikanische Jazztrompeter ist gleichzeitig der Gründer des Miles Davis Quintetts, einer Band aus fünf talentierten Nachwuchs-Musikern und leitete unter anderem den modernen Jazz in die Wege. In seinen Improvisationen kam er mit wenigen und langen Tönen aus, was ihn von seinen Musiker-Kollegen absonderte. Ein weiteres Markenzeichen von Davis war, dass er bei seinen Auftritten dem Publikum den Rücken zuwandte und damit quasi seine Rolle als Entertainer negierte. Er widmete sich überwiegend dem Bebop und Cool Jazz, prägte jedoch mit seiner Musik neben diesen beiden Stilen den Funk, R&B, Fusion und auch Soul.

Glenn Miller

Dieser Musiker rief weltbekannte Titel wie „In the Mood“, „Moonlight Serenade“ und „Chattanooga Choo Choo“ ins Leben. Ursprünglich stammt Glenn Miller aus Iowa, wo er 1904 zur Welt kam. Als erfolgreicher Posaunist, Bandleader seiner Bigband, Arrangeur und Komponist prägte er insbesondere die Swing-Ära. 1944 verschwand er allerdings spurlos, nachdem er sich in einem kleinen Flugzeug auf der Reise von England nach Paris befand.

Ella Jane Fitzgerald

Natürlich darf auch die „Queen of Jazz“ nicht fehlen. Sie wurde 1917 in Newsport geboren. Ihr breit gefächertes Repertoire, welches abgesehen von Jazz, Blues, Gospel, Bebop, Swing und auch in Jazz neu arrangierte Weihnachtslieder beinhaltet, war durch und durch erfolgversprechend. Mit ihrem gefühlvollen Scat-Gesang aus improvisierten, lautmalerischen Wortfragmenten und ihrer außergewöhnlichen Stimme bereicherte Ella Fitzgerald die Jazzszene allemal.

Billie Holiday

Billie Holiday war eine bekannte Jazz- Sängerin in den 30er- Jahren, sodass sie sich der Swing-Ära anschloss. Zunächst ließ sie sich als Kind überwiegend von Bessie Smith inspirieren. Sie wurde zufällig entdeckt, als sie in einem düsteren Nachtclub in New York auftrat. Auf Billie Holidays harte Vergangenheit, die körperliche Misshandlung im Kindesalter, die Arbeit als Prostituierte und Drogenkonsum beinhaltete, folgte eine weltbekannte Karriere aufgrund der berauschenden Intensität ihrer Stimme.

Ray Charles

Ray Charles, ein 1930 geborener Sänger und Songwriter, verkaufte über sein Leben hinweg Schallplatten im Wert von insgesamt etwa 19.000 Euro. Er gehört zweifellos zu den bekanntesten Jazz Musikern weltweit, was nicht zuletzt seiner weitreichenden Nutzung seiner Stimme über drei Oktaven hinweg zu verdanken ist. Im Alter von sieben Jahren erblindete der junge Pianist vollständig und verwendete entsprechend sein Leben lang Braille-Musikschrift. Sein Einfluss war prägend für Country, Soul, Blues und R&B

Bekannte Jazz Werke

Als Glenn Millers bekannteste Stücke gelten unter anderem „In the Mood“ und „Chattanooga Choo Choo“, welche das Swing-Feeling deutlich repräsentieren.

Als Symbiose aus Jazz, Blues, Soul und Rock wurde 1946 eines von Billie Holidays Meisterwerken „Don't explain" veröffentlicht.

So what?” von Miles Davis erschien 1959 und gehört dem Cool Jazz an. Typisch für die Jazz Besatzung ist das Saxophon, die Trompete, das Klavier, Schlagzeug und natürlich das Kontrabass zu hören, die eher zurückhaltend und entspannt erklingen.

Lullaby of Birdland”, eine Komposition des Pianisten George Shearing, ist ein absoluter Jazzstandard, der 1952 veröffentlicht wurde. Als erste nahm Ella Fitzgerald das Stück gleich im selben Jahr auf. Unter anderem wurde es später auch von Count Basie, Sarah Vaughan und sogar von der heutzutage weltbekannten Amy Winehouse aufgenommen.

Ein weiterer Klassiker, der uns heute besonders unter der Fassung Frank Sinatras geläufig ist, ist „Fly me to the moon“. Eigentlich trug er zunächst den Titel „In other words“ und wurde von dem Komponisten Bart Howard 1954 geschrieben. Die erste bekannte, gesungene Fassung war jene von Kaye Ballard.

Als eine recht moderne Jazz Art (Smooth Jazz), die sich erst gegen Ende der 80-er Jahre etablierte, erschien „Smooth operator“ von Sade im Jahre 1984 und wurde neulich erst durch die sozialen Medien, besonders über Tik Tok, erneut wach gerufen.

Auch wenn Jazz also durchaus an Einfluss verloren hat, ist er für uns nach wie vor gegenwärtig und bleibt weiterhin ein entscheidender Baustein der Musikgeschichte, welcher weitere Musikgenres prägt und beeinflusst.

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