Jimi Hendrix - Die Ikone der elektrischen Gitarre

Mirco Sontag
Mirco Sontag

Gitarrenlehrer

Letzte Aktualisierung: 22.12.2023

Jimi Hendrix kann mit Sicherheit als Erfinder der modernen Rockgitarre bezeichnet werden. Seine einzigartige Spielweise, sein innovativer Sound und seine Spieltechniken revolutionierten die Art und Weise des Gitarrenspiels und inspirieren nach wie vor Generationen von Musikern.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf das Leben, die Karriere und persönliche Einflüsse von Jimi Hendrix. Natürlich geht es ebenso um das von ihm verwendete Gitarren-Equipment. Als Ausblick auf unseren Gitarrenkurs gibt es ein Tutorial zur Begleitung seines Songs Hey Joe.

Biographie von Jimi Hendrix

Kindheit und Jugend

Jimi Hendrix wurde als John Allen Hendrix am 27. November 1942 in Seattle geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern waren Lucille Jeter und James Allen Hendrix. James Allen Hendrix war  während der Geburt von Jimi als Soldat in Alabama stationiert. Nach der Rückkehr aus der US-Armee benannte er seinen Sohn in James Marshall Hendrix um.

Jimi zeigte schon früh Interesse an Musik und wurde in früher Kindheit mit Gospel, Blues und Rhythm & Blues konfrontiert. Mit vier bekam er eine Mundharmonika geschenkt, mit 13 erhielt er von seinem Vater eine einseitige Ukulele (die er unter einem Müllberg gefunden hatte) und 1957 endlich seine erste Akustikgitarre. Diese hatte sein Vater für fünf Dollar gebraucht gekauft. Seine erste elektrische Gitarre war eine „Supro Ozark 1560S“.

Jimi lernte nach Gehör und wurde von Blues Künstlern wie Muddy Waters, B.B. King und Albert King beeinflusst. Er war ein Autodidakt, der das Gitarrenspiel durch stundenlanges Üben und Experimentieren mit verschiedenen Stilen lernte.

Er besuchte die Garfield High School, die er 1959 wegen schlechter Noten verlassen musste.

Nach einem Autodiebstahl hatte er die Wahl zwischen Gefängnis oder der US-Armee beizutreten und verpflichtete sich so im Mai 1961 für drei Jahre.

Seine wahre Leidenschaft war aber nach wie vor die Musik und so begann er, in seiner Freizeit in Militär Bars und Clubs in der Nähe seines Stationierungsortes zu spielen. Jimi konnte mit dem System der US-Armee nicht viel anfangen. Err verstieß gegen Regeln und Befehle und wurde so nach 13 Monaten vorzeitig entlassen.

Erste Schritte als Musiker

Nach seiner Armeezeit spielte Hendrix zunächst in der lokalen Musikszene und war so als Begleitmusiker für Little Richard, Ike & Tina Turner, The Isley Brothers, Curtis Knight und Jackie Wilson unterwegs. 

1966 formierte er seine erste eigene Band Jimmy and the Blue Flames, die durch seine wilde Bühnenshow sowie sein außerordentliches Gitarrenspiel einige Wellen schlug. 

Chas Chandler - damals Bassist bei der Band The Animals - wird schließlich auf ihn aufmerksam und holt James Marshall Hendrix nach England, wo er Jimi Hendrix aus ihm macht. Chandler ist es auch, der ihn schließlich mit Noel Redding (Bass) und Mitch Mitchell (Drums) zusammenbringt, um The Jimi Hendrix Experience zu gründen.

The Jimi Hendrix Experience 

Noch im Jahr 1966 wurde mit Hey Joe die erste Single der Band veröffentlicht, die für viel Aufsehen in der britischen Musikszene sorgte. 

Der Durchbruch kam dann mit der Single Purple Haze, die 1967 veröffentlicht wurde. Beide Songs sind vom Debütalbum Are you experienced?

Das Album wurde von den Kritikern gefeiert, enthielt Hits wie Foxy Lady und The Wind Cries Mary und präsentierte das einzigartige virtuose Gitarrenspiel von Hendrix, wodurch er zu einem gefeierten Star wurde und in Europa in ausverkauften Hallen spielte.

In den USA noch so gut wie unbekannt, setzt er dann beim ersten Auftritt beim Monterey Pop Festival seine Gitarre und mit ihr auch das Publikum in Flammen und gilt seit diesem Moment als Personifizierung der Hippie-Kultur. 

1967 veröffentlichte die Band ihr zweites Album Axis: Bold as Love, das ebenfalls ein großer Erfolg wurde. Mit Songs wie Little Wing und Castles Made of Sand festigte Hendrix seinen Ruf als herausragender Songwriter und Gitarrenvirtuose.

1968 erschien das Doppelalbum Electric Ladyland, das mit seinen innovativen Sound Techniken als neuer Höhepunkt der elektrischen und psychedelischen Rockmusik galt. Der Song All along the watchtower, eine Coverversion von Bob Dylan, wird von einem Journalisten sogar als “die Essenz der Rockmusik schlechthin” bezeichnet.

Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings einige Unstimmigkeiten in der Band, die sich  durch das ständige Touren auseinander gelebt hatte . Der letzte gemeinsame Auftritt der Jimi Hendrix Experience fand am 29. Juni 1969 in Denver statt.

Der legendäre Woodstock - Auftritt

Zu den spektakulärsten Live-Auftritten von Hendrix gehörte neben dem Monterey Pop Festival von 1967 sein Beitrag zum legendären Festival in Woodstock von 1969, für das er die Band Gypsy Sun & Rainbows formierte.

Gemäß seiner kritischen Grundeinstellung gegenüber den USA, spielte Hendrix eine verzerrte, an Bomber und Maschinengewehr-Salven erinnernde Version der amerikanischen Nationalhymne, um gegen die politische Einstellung und den Vietnamkrieg zu demonstrieren. Der Auftritt wurde zu einem Höhepunkt des Festivals und ging in die Geschichte der Rockmusik ein.

Band of Gypsys

Mit Buddy Miles (Drums) und Billy Cox (Bass) gründete er die Band of Gypsys, die ein Live-Album von einem Auftritt 1969 in Fillmore East veröffentlichte, das aber nicht an die vorangegangenen Erfolge anknüpfen konnte.

Ende einer Ära

Zu viele Auftritte und ständiger Druck führten zu Erschöpfung und Überanstrengung bei Hendrix, der zunehmend auf Drogen und Alkohol zurückgriff, um den Stress zu bewältigen. Die andauernde Medienaufmerksamkeit und die hohen Erwartungen setzten ihm zu und beeinflussten sein Leben und die Musik.

Im Sommer 1970 tourte Hendrix ein letztes Mal mit einer von ihm zusammengestellten Band in Europa und spielte seinen letzten Auftritt beim Love and Peace Festival am 6. September 1970 auf der Insel Fehmarn.

Am 18. September 1970 starb Jimi Hendrix im Alter von nur 27 Jahren tragischerweise in seinem Londoner Apartment. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die offizielle Todesursache wurde als Erstickung durch Erbrochenem nach einer Überdosis Schlaftabletten festgestellt.

Sein Tod löste eine Welle der Trauer und Bestürzung in der Musikwelt aus. Er reihte sich damit in den sogenannten Club 27 ein, zu dem bekannte Musiker gehören, die alle im Alter von 27 Jahren gestorben sind, wie z.B. Robert Johnson, Brian Jones, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse.

Der  Einfluss von Hendrix reicht nach wie vor weit über die Rockmusik hinaus und erstreckt sich auf viele Musikrichtungen, von Blues bis Funk hin zu Jazz und Psychedelic. Jimi wird immer als eine Legende und unvergessliche Ikone der Musikgeschichte in Erinnerung bleiben. 

Equipment & Sound

Jimi war nicht nur ein herausragender Gitarrist und Songwriter, sondern auch ein Sound-Pioneer, der vor allem im Studio die Grenzen des Gitarrensounds erweiterte und neue Maßstäbe setzte.

Die Gitarrenarten von Hendrix

Hendrix war Linkshänder. Da Ende der 1960er Jahre Linkshand-Gitarren aber schwer erhältlich und teuer waren, verwendete er Rechtshand-Gitarren, bei denen er die Saiten in umgekehrter Reihenfolge aufzog.

Seine bevorzugte Gitarre war ein Fender Stratocaster.Eine seiner ersten Strats wurde ihm von Linda Keith geschenkt (eine weiße Strat mit Rosewood-Fretboard), die diese angeblich von Keith Richards geklaut hatte. Eine weitere Strat kaufte Jimi sich 1966 in New York bei Manny's Music, ein Sunburst-Modell mit Rosewood-Fretboard von 1964.

Später benutzte er hauptsächlich Strats aus dem Jahrgang 1968: eine weiße und eine schwarze Strat jeweils mit Maple-Neck, die er in Woodstock und bei dem Band of Gypsys Auftritt spielte.

Hendrix benutze natürlich auch andere Gitarren-Arten, unter anderem eine weiße Gibson SG mit drei Pickups oder eine Gibson Flying V. Beide benutzte er live oft für den Slow-Blues-Song "Red House".

Als Gitarrensaiten benutzte er hauptsächlich Fender Rock ‘n’ Roll light gauge Saiten in den Stärken .010, .013, .015, .028, .032, .038. Für die meisten seiner Aufnahmen und Live-Auftritte stimmte Jimi seine Gitarre einen Halbton tiefer, also auf Eb - Ab - Db - Gb - Bb - Eb.

Diese Verstärker nutzte Jimi

Marshall 100 Watt Super Lead (Model 1959), auch oft als Plexi Marshall bezeichnet, war Jimis erste Wahl bei Gitarrenverstärkern. Diese kombinierte er mit Marshall 4x12” Gitarrenboxen, Model 1960A oder auch 1960B, welche zu dieser Zeit mit vier 25-Watt Celestion Greenbacks bestückt waren. Im Studio benutzte er zusätzlich noch viele andere Amps, unter anderem Fender Twin Reverbs und andere 60er-Jahre Fender Modelle.

Welche Effektgeräte benutzte Jimi Hendrix?

Bei seinen Live-Auftritten benutzte Hendrix meistens drei Effektpedale:

  • ein Vox Wah-Wah Pedal (Clyde McCoy oder v846)

  • Dallas-Arbiter Fuzz Face

  • ein Uni-Vibe Pedal verschiedener Hersteller

Später benutzte er noch ein Octavia-Distortion Pedal, das von Roger Mayer gebaut wurde. Mayer baute unter anderem auch Studioequipment und arbeitete später auch für Jimmy Page, Eric Clapton, David Gilmour, Stevie Ray Vaughan und viele andere namhafte Künstler.

Das Gitarrenspiel von Jimi Hendrix

Jimi hatte Blues und Rock'n'Roll-Musiker wie Muddy Waters, B.B.King, Buddy Guy, Chuck Berry und Eddie Cochran als Vorbilder. Er imitierte ihre Musik, entwickelte den Stil und die Spielweise aber auf seine eigene Art und Weise weiter.

Hier eine Auflistung der herausragenden Spieltechniken von Hendrix:

  • ausgedehnte, improvisierte Soli: Hendrix war neben Eric Clapton und Jeff  Beck einer der ersten, der lange und ausgedehnte improvisierte Soli bei einem Live-Auftritt eine eigene Rolle im Song zuwies. Hier konnte er seine Kreativität und Technik voll zur Geltung bringen.

  • Einsatz von Effektgeräten: Durch die Verwendung von Fuzz, Wah Wah, Uni-Vibe und Octavia-Distortion Pedalen veränderte er seinen Sound und beeinflusste damit viele Musiker nach ihm.

  • voll aufgerissene Amps: Jimi hatte die Angewohnheit, alle Regler seiner Marshall-Amps voll aufzudrehen. Die dabei entstehenden Feedbacks baute er mit in sein Gitarrenspiel ein, um einen sphärischen Sound zu bekommen.

  • Tremolohebel (bzw. Vibratohebel): Durch teilweise extremen Einsatz des Tremolo-Hebels erzeugte Hendrix ungewöhnliche Sounds und Effekte. Seine Version der amerikanischen Nationalhymne ist ein gutes Beispiel dafür. 

  • komplexe Akkorde und Akkordfolgen: Wie viele Rock-Gitarristen der damaligen Zeit spielt Jimi nicht nur einfache Akkorde oder Powerchords. Er brachte ungewöhnliche Akkorde und Akkordfolgen, die sonst eher im Jazz benutzt wurden, in die Rockmusik mit ein.

  • Akkorde mit dem Daumen greifen: Hendrix spielt selten Barre-Akkorde, stattdessen greift er den Basston des Akkordes mit dem Daumen, um so mit der Greifhand mehr Freiheit zu haben, Akkorde und Fills gleichzeitig zu spielen. So entstand der Eindruck, dass zwei Gitarren gleichzeitig spielen.

Mit seinem damals revolutionären Ansatz an der Gitarre beeinflusste er zahlreiche bekannte Gitarristen wie Stevie Ray Vaughan, John Frusciante, Eddie van Halen, Uli John Roth, Prince, Yngwie Malmsteen und John Mayer.

Als ich Jimi Hendrix das erste Mal sah, wusste ich sofort, dass alle anderen Gitarren-Götter einpacken können. Er konnte einfach alles, kannte alle Tricks, spielte mit den Zähnen, hinter seinem Rücken - er war ein Genie!

Eric Clapton

Tutorial zum Rhythmus-Part von Hey Joe

Hey Joe war der erste Song, der 1967 von The Jimi Hendrix Experience veröffentlicht wurde. Der Song selbst ist zwar ein Cover und nicht von Hendrix selbst geschrieben, aber schon hier zeigt sich sein Talent als Rhythmusgitarrist.

Um den Sound gut zu imitieren, benutzt den Hals-Pickup eurer Gitarre, ein Singlecoil Tonabnehmer kommt der Sache am nächsten. Der Sound sollte leicht verzerrt sein. Hendrix spielte generell eher mit weniger Gain bzw. die Verzerrung kam dann über die Endstufe der weit aufgerissenen Amps.  

Die Tonart des Songs kann man zu E-Dur einordnen. Die Akkordfolge ist C - G - D - A - E, alle Akkorde werden in Dur gespielt. Der Abstand der Akkorde zueinander ist jeweils eine Quinte, man spricht dann von einer Quintverwandtschaft. Die Akkorde können je nach Funktion zu verschiedenen Tonarten zugeordnet werden. Das Tempo ist 82 im 4/4 Takt.

Hendrix wechselt hier gekonnt zwischen Akkordspiel, Bassläufen und Fill-ins. Die Akkorde G - und A-Dur werden nicht als Barre gegriffen. Den Basston auf der E-Saite greift man jeweils mit dem Daumen und die restlichen Töne auf der g - b - und der hohen E -Saite mit Ring, Mittel und Zeigefinger.

Allein an dieser einfachen Akkordverbindung, die sich durch den kompletten Song zieht, sieht man, wie innovativ Jimi mit einer rhythmischen Begleitung umgeht. Zumal er in der Originalaufnahme auch immer variiert, keine Wiederholung wird auf die gleiche Art und Weise gespielt. 

Hier die Noten/Tabs und ein Audio-File als Demo:

In unserem Gitarrenkurs findest du unter anderem auch ein genaues Tutorial mit Noten & Tabs, Spieltipps und ein Playback zum Solo von Hey Joe.

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