So einfach kannst Du Deine Gitarre stimmen! [Anleitung]

Mirco Sontag
Mirco Sontag

Gitarrenlehrer

Letzte Aktualisierung: 30.09.2025

Klingt deine Gitarre eher nach Katzenjammer als nach Rock'n'Roll? Keine Sorge, das Problem kennt jeder Musiker! Eine perfekt gestimmte Gitarre ist die absolute Grundlage für einen sauberen Klang und pure Spielfreude. Wir zeigen dir Schritt für Schritt die einfachsten Methoden, mit denen du im Handumdrehen deine Gitarre stimmen kannst – egal ob du blutiger Anfänger bist oder schon länger spielst.

Das Wichtigste zum Gitarre stimmen in Kürze

  • Grundsätzlich: Die Standardstimmung für eine sechssaitige Gitarre lautet von der dicksten zur dünnsten Saite: E – A – D – G – B – e. Ein einfacher Merksatz hilft dir dabei: Eine Alte Dame Geht Brötchen Einkaufen.

  • Wichtig: Besonders neue Saiten müssen sich erst setzen und verstimmen sich anfangs sehr schnell. Auch Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen können die Stimmung deiner Gitarre beeinflussen.

  • Tipp: Für den Anfang ist ein digitales Stimmgerät (Clip-Tuner) oder eine kostenlose Stimm-App auf deinem Smartphone die einfachste und präziseste Methode, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.

Die Basis für jeden Gitarristen: Die Standardstimmung (E-A-D-G-B-e)

Bevor du loslegst, musst du wissen, welchen Ton jede Saite erzeugen soll. Fast alle Songs, die du kennst, basieren auf der sogenannten Standardstimmung. Stell dir vor, du schaust von oben auf deine Gitarre, während du sie in Spielposition hältst.

Die Reihenfolge von der dicksten (obersten) zur dünnsten (untersten) Saite ist:

  • 6. Saite (dickste): Tiefes E

  • 5. Saite: A

  • 4. Saite: D

  • 3. Saite: G

  • 2. Saite: B (im Deutschen auch H genannt)

  • 1. Saite (dünnste): Hohes E

Um dir diese Stimmung zu merken, kannst du wieder den bekannten Merksatz verwenden: Eine alte Dame geht Brötchen einkaufen.

Mit diesem Wissen bist du bestens gerüstet. Die richtige Stimmung ist der erste und wichtigste Schritt auf deinem Weg. Wenn du tiefer in die Welt der sechs Saiten eintauchen möchtest, findest du in unserem Guide zum Gitarre lernen alle weiteren Grundlagen verständlich erklärt.

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Methode 1: Der einfachste Weg für Anfänger – Stimmen mit Stimmgerät

Die mit Abstand einfachste und zuverlässigste Methode ist das Stimmen mit einem elektronischen Stimmgerät, einem sogenannten Clip-Tuner. Diese kleinen Helfer sind günstig, einfach zu bedienen und extrem präzise. Diese Methode eignet sich besonders gut für Gitarrenanfänger, da deren Gehör meist noch nicht so geschult ist.

So gehst du vor:

  1. Anklippen:
    Befestige das Stimmgerät direkt am Kopf deiner Gitarre. Es nimmt die Schwingungen über das Holz auf und wird so nicht von Umgebungsgeräuschen gestört.

  2. Anschalten:
    Schalte das Gerät ein. Meistens ist es auf den chromatischen Modus voreingestellt, was perfekt ist.

  3. Saite für Saite stimmen:
    Beginne mit der dicken, tiefen E-Saite. Zupfe sie kräftig an und lass den Ton klingen.

  4. Display ablesen:
    Das Display zeigt dir nun an, welchen Ton die Saite gerade spielt und ob er zu hoch oder zu tief ist.

    • Zeiger links / Ton zu tief:
      Drehe den zugehörigen Stimmwirbel so, dass die Saite straffer wird. Bei den meisten Gitarren drehst du dafür gegen den Uhrzeigersinn (von dir aus gesehen).

    • Zeiger rechts / Ton zu hoch:
      Drehe den Wirbel, um die Saite zu lockern. Meistens drehst du dafür im Uhrzeigersinn.

    • Zeiger in der Mitte / Display grün:
      Perfekt! Der Ton stimmt exakt.

  5. Wiederholen:
    Wiederhole diesen Vorgang für alle sechs Saiten (A, D, G, B, e), bis das Stimmgerät bei jeder Saite grün leuchtet.

Stimmgeräte kaufen – Unsere Empfehlung

Solltest du dich für die Methode mit Stimmgerät entscheiden, besorge dir ein chromatisches Stimmgerät. Nur diese können Halbtöne einzeln abbilden. Stimmgeräte folgen – logisch – auch der Standardstimmung E A d g h e.

Die Funktionsweise von Stimmgeräten ist verhältnismäßig einfach:
Das Stimmgerät “hört” den gespielten Ton über Mikrofon oder Tonabnehmer. Dann zeigt dir das Gerät an, ob der Ton für diese Saite zu hoch oder zu tief bzw. falsch oder richtig ist.

Wir haben dir jeweils für eine Akustikgitarre wie für eine E-Gitarre ein Stimmgerät ausgesucht:

Stimmgerät für Akustikgitarre: Thomann CTM-700

Stimmgerät für E-Gitarre: Thomann CTG-10 Clip Tuner

Methode 2: Die moderne Alternative – Stimmen per Smartphone-App

Du hast gerade kein Stimmgerät zur Hand? Kein Problem! Dein Smartphone ist ein mächtiges Werkzeug. Es gibt unzählige kostenlose Stimm-Apps (Tuner-Apps) für iOS und Android, die über das Mikrofon deines Handys funktionieren.

So einfach geht's:

  1. App herunterladen:
    Suche im App Store nach "Guitar Tuner" und lade eine gut bewertete App herunter.

  2. Für Ruhe sorgen:
    Da die App das Mikrofon nutzt, solltest du störende Nebengeräusche (Fernseher, Radio) minimieren.

  3. App starten:
    Öffne die App und lege dein Smartphone in die Nähe des Schalllochs deiner Gitarre.

  4. Saiten stimmen:
    Schlage die tiefe E-Saite an. Die App zeigt dir, genau wie ein Clip-Tuner, an, ob der Ton zu hoch oder zu tief ist.

  5. Wirbel drehen:
    Korrigiere die Stimmung über die Stimmwirbel, bis die App anzeigt, dass der Ton perfekt ist.

  6. Alle Saiten durchgehen:
    Wiederhole den Vorgang für die restlichen fünf Saiten. Fertig!

Methode 3: Für das geschulte Gehör – Stimmen ohne Stimmgerät

Wenn du dein Gehör trainieren möchtest, kannst du deine Gitarre auch "relativ" zu sich selbst stimmen. Dafür brauchst du nur einen einzigen korrekten Referenzton. Diesen bekommst du von einer Stimmgabel (meist der Ton A), einem Klavier oder einem anderen, bereits gestimmten Instrument.

Die 5-Bund-Methode erklärt:

  1. Referenzton holen:
    Stimme zuerst die A-Saite (die zweitdickste) mithilfe deiner Stimmgabel oder eines Klaviers.

  2. E-Saite stimmen:
    Greife die tiefe E-Saite im 5. Bund. Dieser Ton muss nun exakt so klingen wie die leere A-Saite. Passe die E-Saite an, bis beide Töne identisch klingen.

  3. D-Saite stimmen:
    Greife die A-Saite im 5. Bund. Dieser Ton muss so klingen wie die leere D-Saite.

  4. G-Saite stimmen:
    Greife die D-Saite im 5. Bund. Dieser Ton muss so klingen wie die leere G-Saite.

  5. B-Saite stimmen (Achtung, Ausnahme!):
    Greife die G-Saite im 4. Bund. Dieser Ton muss so klingen wie die leere B-Saite.

  6. Hohe e-Saite stimmen:
    Greife die B-Saite im 5. Bund. Dieser Ton muss so klingen wie die leere, hohe e-Saite.

Dazu haben wir auch ein kurzes Video aus unserem Gitarrenkurs für dich:

Methode 4: Für Profis – Stimmen mit Flageolett-Tönen

Diese Methode ist nicht nur sehr präzise, sondern schult auch dein Gehör für feinste Nuancen. Flageolett-Töne sind glockenklare Obertöne, die du erzeugst, indem du eine Saite an bestimmten Bünden (z. B. 5., 7. oder 12. Bund) nur ganz leicht berührst und gleichzeitig anschlägst.

So stimmst du mit Flageolett-Tönen:

Auch hierfür benötigst du einen Referenzton, um eine Saite (z. B. die tiefe E-Saite) korrekt zu stimmen. Danach vergleichst du die Flageolett-Töne miteinander:

  1. A-Saite stimmen:
    Vergleiche den Flageolett-Ton im 5. Bund der tiefen E-Saite mit dem Flageolett-Ton im 7. Bund der A-Saite. Beide sollten identisch klingen. Passe die A-Saite an.

  2. D-Saite stimmen:
    Vergleiche den Flageolett-Ton im 5. Bund der A-Saite mit dem im 7. Bund der D-Saite.

  3. G-Saite stimmen:
    Vergleiche den Flageolett-Ton im 5. Bund der D-Saite mit dem im 7. Bund der G-Saite.

  4. B-Saite stimmen:
    Vergleiche den Flageolett-Ton im 7. Bund der tiefen E-Saite mit der leer angeschlagenen B-Saite.

  5. Hohe E-Saite stimmen:
    Vergleiche den Flageolett-Ton im 5. Bund der B-Saite mit dem im 7. Bund der hohen e-Saite.

3 Tipps, mit denen du deine Gitarre optimal stimmst

  1. Dehne deine Gitarrensaiten
    Du hast deine Saiten neu aufgezogen, perfekt gestimmt und willst spielen, da klingt die Gitarre schon wieder, als wärst du einer Katze auf den Schwanz getreten.
    Das liegt daran, dass die Saiten sich nach dem Aufziehen immer noch etwas am Stimmwirbel festziehen.
    Komme also dem Hin und Her (Aufziehen – Stimmen – Spielen – Stimmen) zuvor und dehne die Gitarrensaiten nachdem du sie aufgezogen hast. Packe dazu die Saite etwa auf Höhe des Schalllochs bzw. Tonabnehmers und ziehe sie nicht zu fest nach oben vom Korpusweg. Jetzt kannst du die Gitarre stimmen. Danach nochmals dehnen und stimmen.

  2. Berücksichtige das Tremolo
    Spielst du eine Gitarre mit Tremolo, musst du beim Stimmen anders vorgehen.
    Andernfalls verstimmen sich, sobald du eine Saite gestimmt hast, alle anderen nach unten.
    Stimme als erstes die tiefe E-Saite, dann die A-Saite, wieder die tiefe E-Saite und dann die D-Saite und die A-Saite. Fahre fort und erspare dir so Frust.

  3. Vor dem Auftritt Gitarre checken
    Stehst du öfter auf der Bühne mit deiner Gitarre? Und jedes Mal klingt dein Saiteninstrument schepp? Lass sich deine Gitarre an die Gegebenheiten der Location gewöhnen.
    Nicht selten haben Hitze der Umgebung (u.a. durch Scheinwerfer) die Stimmung von Gitarren beeinflusst. Prüfe dann vor dem Auftritt die Stimmung deiner Gitarre.

3 Gründe, warum sich deine Gitarre ständig verstimmt

  1. Temperaturschwankungen:
    Holz und Metall reagieren auf Wärme, Kälte und Luftfeuchtigkeit. Ein kalter Proberaum oder heiße Bühnenscheinwerfer können deine Gitarre schnell verstimmen.

  2. Intensives Spielen:
    Techniken wie das "Bending" (Saitenziehen) oder ein starker Anschlag belasten die Saiten und Mechaniken und können die Stimmung leicht verändern.

  3. Neue Saiten:
    Brandneue Saiten müssen sich erst dehnen und an die Spannung gewöhnen. In den ersten Tagen musst du sie daher viel häufiger nachstimmen. Profi-Tipp: Dehne neue Saiten nach dem Aufziehen vorsichtig, indem du sie leicht vom Griffbrett wegziehst. Das beschleunigt den Prozess.

Wie oft solltest du deine Gitarre stimmen?

Optimal wäre es, wenn du deine Gitarre vor jedem Spielen stimmen würdest. Das wird aber, wenn wir ehrlich sind, bei den wenigsten Gitarristen der Fall sein. Stimme deine Gitarre aber jedes Mal, wenn sie stärkeren Belastungen ausgesetzt war – Hitze, Kälte oder stundenlangen Sessions. Spätestens jedoch vor einer Probe oder einem Auftritt solltest du die Gitarre stimmen. Deine Mitmusiker und Zuhörer werden es dir danken!

Dein Weg zum perfekten Klang

Eine gestimmte Gitarre ist kein Hexenwerk, sondern eine Fähigkeit, die du schnell lernen wirst. Mach es dir zur Gewohnheit, die Stimmung kurz vor jeder Übungssession zu überprüfen. So schulst du nicht nur dein Gehör, sondern sorgst auch dafür, dass alles, was du spielst, von Anfang an richtig und motivierend klingt.

Mit der richtigen Stimmung in den Fingern und im Ohr steht deinem musikalischen Erfolg nichts mehr im Weg. Viel Spaß beim Spielen!

Häufige Fragen zum Thema Gitarre stimmen

Die Standardstimmung für eine 6-saitige Gitarre ist E-A-D-G-B-e, beginnend mit der dicksten Saite (tiefes E) bis zur dünnsten Saite (hohes e).

Im Idealfall überprüfst du die Stimmung vor jedem Spielen. Ein Muss ist es nach dem Aufziehen neuer Saiten, nach einem Transport und vor jeder Probe oder jedem Auftritt.

Die häufigsten Gründe sind neue Saiten, die sich noch dehnen müssen, Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie intensives Spielen mit Techniken wie Saitenziehen (Bending).

Ja, absolut! Es gibt viele kostenlose und sehr genaue Stimm-Apps für Smartphones. Sie nutzen das eingebaute Mikrofon und sind eine hervorragende Alternative zu einem herkömmlichen Stimmgerät.

Die Standardstimmung und die grundlegenden Methoden sind bei beiden Gitarrentypen identisch. Eine E-Gitarre kannst du zusätzlich über ein Kabel direkt an ein Bodentreter-Stimmgerät anschließen, was Störgeräusche komplett eliminiert.

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